Welches Dach eignet sich für eine Dachbegrünung? Wie aufwändig und teuer ist ein Gründach? Wo erhalte ich Hilfe? Welche Förderungen gibt es? Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen in Zusammenhang mit einem Gründach. Sollte Ihre Frage nicht aufgeführt sein, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf!
Welches Dach ist geeignet?
Gut begrünen lassen sich Flachdächer und Dächer mit einer Neigung bis zu 30 Grad mit 2 Prozent Gefälle. Fehlt ein Gefälle, kann man dieses auch mit Drainageelementen überbrücken. Besonders geeignet sind Garagen und Carports.
Tipp: Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat gemeinsam mit der Emschergenossenschaft ein Gründach-Kataster erstellt, in dem Sie prüfen können, ob Ihr Gebäude für ein Gründach geeignet ist. Nicht erfasst sind dort Garagen. Mehr dazu hier.
Wie viel kostet eine Dachbegrünung?
Je nach Aufbau und Größe kosten extensive Dachbegrünungen etwa 25 bis 40 Euro pro Quadratmeter. Bei Intensivbegrünungen sollten Kosten ab 60 Euro pro Quadratmeter eingerechnet werden. Das hängt sehr von den Gestaltungswünschen ab.
Worauf ist zu achten?
Für dauerhafte Freude an seinem Gründach, sollte das Projekt auf einer sicheren Basis stehen und beim Bau auf folgende Punkte geachtet werden:
- ausreichende Statik / Tragfähigkeit des Daches
Für eine Begrünung muss ein Dach genug Last tragen können. So wiegt eine extensive Dachbegrünung mit 8-10 cm Substrathöhe wassergesättigt ca. 100 – 150 kg pro Quadratmeter. Beim Bau wurde diese Zusatzlast vielleicht nicht zwingend bedacht. Die Stabilität eines Betondachs richtet sich übrigens nach der Tragfähigkeit des Baustahls im Beton und der ist von Außen nicht erkennbar. Bei einem Holzdach mit Dachbalken lässt sich schon eher ein Schluss auf die Stabilität ziehen. Bei Zweifeln bitte an einen Statiker wenden – beim Hausdach sollte das immer der Fall sein. Eine Richtschnur hilft bei der Orientierung: Eine 5 cm dicke Kiesschicht, die auf einigen Dächern vorhanden ist, wiegt wassergesättigt bereits etwa 100 kg/m². Ist die Kiesschicht entfernt, dürfte eine extensive Begrünung problemlos möglich sein. - Dachabdichtung / Wurzelschutz
Um die Dachhaut zu schützen, muss vor der Begrünung eine wurzelfeste Dachabdichtung oder Wurzelschutzbahn aufgebracht werden. Diese sollte hochwertig und „wurzelfest nach FLL“ sein.
FLL steht für Forschungsgesellschaft Landschaftsbau Landschaftsentwicklung. Siehe auch Wo bekomme ich geeignete Materialien? - Geeignete Pflanzenarten
Mit einem Gründach können Sie neue Lebensräume für Insekten und Bienen erschaffen. Oft wirken Dachstauden auf den ersten Blick völlig unscheinbar – und entpuppen sich dann als kleine Blühwunder. Farbige Polster und Matten im Frühling und Herbst bekommen sie mit verschiedenen Sedum-Arten. - Je nach örtlichen Gegebenheiten ist es außerdem wichtig, auf die Entwässerung bzw. ein ausreichendes Gefälle zum Entwässerungspunkt zu achten.
- Eventuell müssen Randaufkantungen erhöht werden.
- Brauchen Sie eine Absturzsicherung (sie ist bei Dachgärten immer Pflicht) und wie gut ist Ihr Dach zu erreichen?
Schädigen die Pflanzen mein Dach?
Nein, bei einer fachgerechten Dachabdichtung passiert nichts. Die Begrünung verlängert ganz im Gegenteil sogar die Haltbarkeit. Empfehlungen von FFL-geprüften Dachabdichtungen und Wurzelschutzbahnen gibt der Bundesverband GebäudeGrün e.V. Nicht auf das Gründach sollten Pflanzen wie Bambus oder Schilf, die starke Wurzelstöcke bilden (Rhizome). Falls sie doch gepflanzt werden sollen, dann nur mit Rhizomsperren.
Wie lange hält eine Dachbegrünung?
Bei regelmäßiger Pflege und Wartung hält ein begrüntes Dach, einschließlich Abdichtung, mindestens 40 bis 60 Jahre nach Auskunft des Bundesverbandes GebäudeGrün e.V. (BuGG). Der fachgerechte Einbau der Dachabdichtung und der Gründachschichten ist dabei entscheidend. Die verwendeten Produkte sollten weiterhin die Vorgaben der FLL-Dachbegrüngungsrichtlinien erfüllen. Zum Vergleich: Ein unbegrüntes oder bekiestes Dach hält nur 15 bis 25 Jahre.
Wie hoch ist der Pflegeaufwand?
Für extensive Dachbegrünungen ist beinahe keine Pflege nötig. Einmal pro Jahr sollte der Abfluss überprüft werden und zu viel Wildwuchs – vor allem kleine Bäume – entfernt werden. Eventuell müssen höhere Gräser gemäht und Laub beseitigt werden. Gelegentliches Gießen ist in der Anwuchsphase eine gute Starhilfe. Einmal im Jahr kann auch Langzeitdünger verwendet werden.
Eine Intensivbegrünungen erfordert mehrfach im Jahr Pflege. Zu den zuvor genannten Arbeiten kommen Rasenmähen, Vertikutieren, Rückschnitt, vermehrtes Düngen und Bewässerung hinzu.
Welche Standorte sind geeignet?
Am besten lassen sich sonnige und halbschattige Standorte begrünen. Prinzipiell können eine entsprechende Substratschicht und Pflanzenauswahl jedoch überall geeignete Bedingungen schaffen und die Lage, Dachneigung und Standortbedingungen ausgleichen. Bei begrünten Satteldächern können die Unterschiede auf der Nord- und Südseite so hoch sein, dass man auf beiden Dachflächen unterschiedliche Pflanzen setzt.
Wie ist ein Gründach aufgebaut?
Die klassische und kostengünstigste Aufbauvariante ist eine einschichtige extensive Dachbegrünung. Diese ist aufgebaut aus einer wurzelbeständigen Dachabdichtung, einem Schutzvlies mit Dachsubstrat und der Bepflanzung mit Dachstauden.
Allerdings empfehlen Fachleute eine mehrschichtige Bauweise, welche die Vegetation besser schützt und versorgt: Eine geeignete Wurzelschutzbahn und ein Schutzvlies werden auf die geeignete Dachunterkonstruktion aufgebracht, danach folgt eine Drainage (2–6 cm), die Niederschlagswasser speichert und überschüssigen Regen ableitet. Darauf wird ein Filtervlies aufgelegt, damit die Drainage nicht verschlammt. Darauf verteilt man eine etwa 8–10 cm dicke Vegetationsschicht aus einem speziellen Extensivsubstrat. Sedum-Arten und Flachballenstauden wie Mauerpfeffer, Fetthenne oder Dachwurz können darauf gepflanzt werden.
Ein mehrschichtig extensiv aufgebautes Gründach sieht so aus:
Grafik: BuGG
Welche Pflanzen sind geeignet?
Bewährt haben sich für extensive Dachbegrünungen besonders Pflanzen, die an sonnig-trockenen Standorten sowie humusarmen Hängen, Fels- und Mauerspalten beheimatet sind. Dazu gehören z.B. Sedum-Arten wie verschiedene Fetthennen, Mauerpfeffer oder Dachwurz-Arten (Sempervivum). Sie gedeihen schon auf Substratschichten ab 6 cm und widerstehen Trockenheit, hoher Sonneneinstrahlung, Nährstoffmangel und Frost. Mit extremen Bedingungen kommen ebenfalls Nelkenarten, Korbblütler und Trockengräser zurecht. Ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild und unterschiedliche Blütenmuster erreicht am besten eine Kombination und die Anordnung der einzelnen Arten in Gruppen. Die Pflanzen kann man als Saatgut, Sprossenmaterial, Flachballenpflanzen oder durch vorkultivierte Vegetationsmatten ausbringen.
Was benötigen die Pflanzen?
Eine vernünftige Grundlage ist selbst für die genügsamen Sedum-Arten und Dachwurze notwendig. Herkömmliche Blumenerde sollte daher nicht auf einem Gründach verwenden, stattdessen sollte es ein spezielles Dachsubstrat aus Lava, zerkleinertem Ziegel und ein wenig Hummus sein. So werden Wasser gut gespeichert, die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt und vor Frost geschützt. Die Höhe des Substrats sollte mindestens 6 cm – besser aber 8–10 cm – betragen. Eine gute Wasserführung und Drainage ist außerdem wichtig, um Staunässe zu verhindern und Niederschlagwasser zu speichern. Die Wasserrückhaltung und Nährstoffversorgung funktioniert besser, je mehr Substrat und Aufbauschichten vorhanden sind. So wird mehr Artenvielfalt garantiert.
Kann ich ein Gründach selbst anlegen?
Hobbygärtner können kleine Flachdächer von Garagen, Carports oder Gartenlauben selbst begrünen. In 1-2 Tagen ist das geschafft. Die Statik des Daches sollte vorher aber geprüft bzw. die Bauunterlagen eingesehen werden. Sinnvoll ist es, das Dach vorher auf Schadstellen zu inspizieren und ggf. den Dachdecker mit einer neuen Abdeckung zu beauftragen.
So geht´s an Werk
- Auf Sicherheit achten: Benötigen Sie eine Absturzsicherung?
- Dachfläche reinigen
- Wurzelschutzbahn aufbringen, damit die Dachabdichtung nicht beschädigt wird.
- Schutzvlies mindestens 300 gr pro Quadratmeter verlegen
- Dachgefälle prüfen. Speziell zum Entwässerungspunkt. Liegt es unter 2 Prozent: eine Drainageschicht verlegen
- Evtl. Randaufkantung erhöhen
- Filtervlies auf der Drainage auslegen. Dabei auf mindestens 10 cm Überlappung achten.
- Wurzelschutzfolie und alle anderen Schichten rund um den Dachablauf freischneiden und den Dachablauf mit einem geeigneten Sieb oder Kontrollkasten gegen Verstopfung sichern!
- Wenn sich oberhalb der Dachbegrünung ein Fenster befindet, muss als Brandschutz davor ein 50 cm breiter Kiesstreifen angelegt werden.
- Spezielles Dachsubstrat (8–10 cm) als Vegetationstragschicht aufbringen und gleichmäßig verteilen
- Bepflanzen des neuen Gründaches: mit Saatgut oder Sedum-Sprossen oder direkt mit Flachballenstauden oder Vegetationsmatten.
- Einen Langzeitdünger sparsam als Starthilfe verteilen.
- Direkt nach dem Pflanzen das Gründach gut angießen. Je nach Jahreszeit und Witterung sollte man dies in den ersten Wochen wiederholen, bis alles angewachsen ist.
Wo finde ich weitere Informationen?
Beim BuGG: Die Website des Bundesverbandes GebäudeGrün e.V. (BuGG) bietet umfassende Informationen rund ums Thema Dachbegrünung. Im Service-Bereich finden Sie auch Broschüren zum Download und Gründach-Expertinnen und -Experten.
Auch die Verbraucherzentrale NRW informiert auf der Webseite „Mehr Grün am Haus“ über die verschiedenen Arten von Gebäudebegrünung, geeigneten Pflanzenarten und die Vorteile eines Gründachs.
Fachbereich Umwelt und Stadtplanung Herne
Der Fachbereich Umwelt und Stadtplanung gibt Ihnen gerne Auskunft über aktuelle Fördermöglichkeiten.
Wo bekomme ich geeignete Materialien?
In einem guten Baustoffhandel oder Baustoffzentrum. Einige Baumärkte bieten spezielle „Begrünungspakete“ an. Der Bundesverband GebäudeGrün hat auf seiner Website eine „WBB Liste“ veröffentlicht. Auf dieser sind wurzelfeste Bahnen und Beschichtungen aufgeführt, welche die FLL-Prüfung erfolgreich bestanden haben. Dies sollte man beim Kauf bedenken.
Wer nimmt mir die Arbeit ab?
Mit dem Thema Dachbegrünung sind Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner, Gartenbaubetriebe, Architektinnen und Architekten und Dachdeckerinnen und Dachdecker gut vertraut. Dachdeckerinnen und Dachdecker Häufig arbeiten häufig mit Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern in einem Team. Am besten lassen Sie sich ein Referenzdach zeigen. Eine Fachfirma finden Sie z.B. über
Wie lange dauert die Realisierung einer Dachbegrünung?
- Eine extensive Dachbegrünung ist genehmigungsfrei, weswegen Sie mit Ihren Planungen sofort loslegen können. Die Materialbeschaffung (Wurzelschutzfolie, Schutzvlies, Dränplatten, Dachsubstrat, Dachstauden oder Sedumsprossen) benötigt dann Zeit. Eine Standard-Garage oder ein Carport mit ca. 20 Quadratmetern Dachfläche kann man in 1-2 Tagen selbst begrünen.
- Für eine intensive Dachbegrünung muss ein Bauantrag gestellt werden. Durch den geänderten Dach- / Deckenaufbau werden unter anderem statische Belange und auch Abstandsflächen berührt. Den Antrag reicht ein „Bauvorlageberechtigter“, in der Regel ist das ein Architekt, ein. Sechs Wochen kann die Bewilligung dauern. Die anschließende „Bauzeit“ des Dachgartens hängt von den individuellen Wünschen ab – Bepflanzung, Terrasse, Rasen oder sogar ein Whirlpool?
Kann man ein Gründach und Solartechnik kombinieren?
Ja, das passt sogar sehr gut zusammen. Der Wirkungsgrad wird so erhöht und die Montage der Solaranlagen erleichtert. Warum? Dachhaut heizt sich im Sommer ohne Begrünung auf 60-80 Grad auf. Die Leistungsfähigkeit von Solarzellen sinkt bei zu hohen Temperaturen und die Anlage wird quasi gebremst. Auf Gründächern werden stattdessen selten mehr als 35 Grad erreicht – die Stromerzeugung kann so auf Hochtouren laufen.
Bei der Montage besteht der Vorteil, dass die Solarmodule über einen Tragrahmen an speziell konzipierten Basisplatten fixiert werden. Die Substratschicht sorgt für die nötige Beschwerung.
Achtung: Vorher die Statik berechnen lassen, da die Solarmodule ebenfalls ins Gewicht fallen.